Gedanken zu KAIROS –
Texte zu den ausgestellten Werken  

„Noch wäre die Zeit günstig, sich des Gebäudes anzunehmen, ein paar Reparaturen, ein neuer Anstrich und eine Wiederbelebung ist noch möglich.“

Renate Bechthold

 

„Wir alle haben keine Kontrolle über den „richtigen“ Moment, weder im Leben noch im Sterben. Er kommt augenblicklich, er ist einmalig, scheinbar schicksalhaft, er ist einfach irgendwann da und er kann oder er kann nicht bemerkt und genutzt werden.“

Yutta Bernhardt

 

„Der Augenblick einer Momentaufnahme, festgehalten vor dem Schicksal der Zerstörung dessen.“

Dagmar Miklau Bolterauer

 

„Trotzdem wir Gewissheiten perfekt füttern und uns immer besser gegenseitig bestätigen,kommt es gelegentlich zu Rissen in der Wahrnehmung. Ein Gedanke kommt durch, eine Fantasie lässt sich nicht unterdrücken, ein Eindruck ist nicht in Gewohntes einzuordnen. Eine Irritation, ein Kipppunkt, eine Tür vielleicht. Womöglich lohnt es sich einzutreten – mal sehen, was wird, dort. Nicht zögern also, falls uns eines Tages, durch seltsame Boten, plötzlich, die Tür geöffnet wird.“

Werner Braun

 

„Wenn wir bereit sind, ihn wahrzunehmen und „am Schopfe zu fassen“, kann er uns verzaubern,verändern. Solche Augenblicke sind es, die das Dunkel in uns erhellen — wie die Landschaft durch dunkle Wolken brechenden Sonnenstrahlen“

Kerstin Bußmann

 

„Die schwarze Leinwand symbolisiert in diesem Sinne "Chronos, die ewige Zeit, in der alles enthalten ist.“ Während das "Schütten der weißen Farbe" die "urplötzliche Energie" von Kairos enthält.“

Gisela Denninghoff

 

„Im Hintergrund zeigt sich der lineare Zeitverlauf, im Vordergrund schwebt ein kreisförmiges Mandala, das aus 24 Subkreisen zusammengesetzt ist und wie eine Zielscheibe auf den einen günstigen Zeitpunkt im Raumzeit-Kontinuum fokussiert.“

Katja Ebert-Krüdener

 

„Eine Mischung aus Erfahrung und Wahrnehmung, auch glückliche Zufälle, führen mich im Malprozess. Die perfekte Welle, auf der ich weiter surfen kann.“

Marion Fischer

 

„Der imaginäre Moment jetzt, der den Rhythmus des Herzens aufnimmt und Sekundenweise erscheint und wieder vergeht.“

Ria Gerth

 

„Einmalige und schnelle Anwendung von Feingefühl in Verbindung mit Spreng-Kraft. … Eine Steigerung von Ästhetik ist nur durch gefährliche Ästhetik möglich.“

Norbert Grimm

 

„Die ungeahnte, beglückende Begegnung voller Staunen über die Schönheit des Moments, der mir den Atem raubt und der meine Gefühle berührt.“

Paulina Heiligenthal

 

„Das Medium Fotografie ist in mehrfacher Hinsicht geeignet den schnellen Moment, die Vergänglichkeit und Flüchtigkeit des Augenblicks aufzuzeigen. Sei es im Festhalten durch kurze Belichtungszeit oder durch die Darstellung durch Bewegungsunschärfen.“

Dieter Hoffmeister

 

„Kairos symbolisiert Möglichkeiten, die gesehen, ergriffen, subjektiv interpretiert und zu erlebbarer Realität werden. Chancen sind flüchtig und dimensionslos und entstehen nur in der Achtsamkeit des Augenblicks. Luft steht hier für die Dimensionslosigkeit in Zeit und Raum. Das Schwirren steht für Potentiale und Kräfte, die ganz unvorhergesehen wahrgenommen werden können. Wichtig sind hierbei sowohl blitzschneller Instinkt als auch der Übermut, schnell und entschieden zuzugreifen.“

Susanne Jakobs

 

„Asche die durch den Ofen fliegt, schmilzt auf den Objekten bei einer Temperatur von annähernd 1400°. So entsteht im Laufe des Brandes eine Glasurschicht. Entscheidend für die Oberfläche ist nun ein sehr kurzer Moment im Abkühlungsprozess in dem die flüssige Schmelze erstarrt.“

Karl-Heinz Till

 

„Maltechnik ist hauptsächlich Enkaustik, hier werden mehrere Pigmente mit heißem Wachs gemischt, auf die Oberfläche aufgetragen. Durch die fast augenblickliche Erstarrung des Wachses entstehen zufällige Oberflächenstrukturen. Diese zeitliche rasche Unumkehrbarkeit ist dabei ein beabsichtigter Effekt.“

Deniz Kuranel

 

„Somit vermittelt sich mir ’Kairos’ als eine Schnittstelle zwischen Mensch, Natur und dem übergeordneten ’Göttlichen‘, an der es gilt, rechtschaffene Entscheidungen zu treffen und das Leben mit seinen vielfältigen, flüchtigen Gelegenheiten, beim „Schopfe“ zu packen und zu 100% wahrzunehmen“

Michael Limbeck

 

„Für mich verkörpern Tanz und Bewegung den flüchtigen Moment – eine Momentaufnahme in ihrer reinsten Form. In meiner künstlerischen Auseinandersetzung widme ich mich der Veränderung des Körpers im Raum sowie der Dynamik und Geschwindigkeit als Phänomene.“

Maria Miladinovic

 

„Im Moment kann sich die Katastrophe durch die Gunst des Augenblicks zu einem geglückten Moment wandeln.“

Angelika Nette

 

„Das Thema des besonders begünstigten Augenblicks findet auch Ausdruck darin, dass wir als Lebewesen handeln, agieren und weiter streben müssen, um uns selbst auf einem unüberschaubaren Weg weiterzubringen. Innerhalb unserer Existenzen sind die besonders fruchtbaren Momente vielleicht diejenigen, in denen wir das letzte Sonderangebot ergattern oder uns ein Bild gelingt, wir eine intensive Begegnung haben oder die Taube einen Brotkrümel findet.“

Andreas Rück

 

„Kairos ist die Zeit, in der Gott handelt. Ein von Gott gegebener Zeitpunkt, eine besondere Gelegenheit, den Auftrag zu erfüllen.“

Constanze Schneider

 

„Kairos ist immer
Jeder Moment zählt
Jeder Moment ist der Richtige
Kairos ist relativ“

Karin Schweikhard

 

„Kairos, der Moment, das Flüchtige, der Augenblick, das Unbenannte, fast Immaterielle blitzt auf und ist weg. Es lasst sich nicht konservieren. Die Zerbrechlichkeit ist ihm eingeschrieben, so achtsam wir auch herangehen, so dass sich auch die Kostbarkeit des Erlebens kaum vermitteln lässt."

Maggie Thieme

Performance von Yutta Bernhardt,
zur Eröffnung am 21. November 

 

 

 

 

Begleitheft zur Doppel-Ausstellung “Chronos/Kairos” mit dem Einführungstext von Anna-Lena Fischer,
liegt als Broschüre vor – oder hier als PDF.

 

 

Bereits vor der Eröffnung hat Kunsthistorikerin Dagmar Klein die fertig aufgebaute Ausstellung gesehen – ihr Eindruck erschien in der Gießener Allgemeinen am 21.11., pünktlich zur Eröffung (hier der Artikel als PDF). Nach der Eröffnung erschien im Gießener Anzeiger ein Beitrag umfangreicher Beitrag von Heiner Schulz (hier alls PDF).