Von 1943 bis heute

 


Mit neuem Schwung (1982–2003)

 

Erst unter dem 1983 gewählten Vorsitzenden Gerd Römer (Künstler und Architekt) besinnt sich der OKB auf alte Tugenden: Neues zu wagen und sich der lebendigen Vielfalt der Kunst zu stellen. Römer gelingt es, junge Künstlerinnen und Künstler in den OKB zu führen, mit ihnen kommen neue Ideen und Engagement. Die schwelenden Spannungen können ausgeglichen werden. Nicht zuletzt die finanzielle Stabilisierung des Bundes schafft die Basis öffentlichkeitswirksamer Aktivitäten. Es gelingt, die Zahl der Fördermitglieder deutlich zu steigern, wozu nicht unerheblich die Einführung einer „Jahresgabe“ – die jährliche Ausgabe einer Originalgrafik an Fördermitglieder – beiträgt. Auch gelingt es Gerd Römer einige Hessische Landesbehörden in die Ausstellungen des OKB zu locken, die mit damals noch vorhandenen Kunstbudgets regelmäßig größere Einkäufe tätigen. 

 

Prof. Dr. Dietrich Grünewald (Künstler und Kunstpädagoge), Vorsitzender von 1986 bis 1992, führt Römers Arbeit fort. Er ist weiter bemüht, junge Künstlerinnen und Künstler in den OKB zu holen. Es entsteht eine enge Zusammenarbeit mit der Produzentengalerie 42 in Gießen (1985–2000), deren Künstler zum größten Teil auch im OKB aktiv sind. Zum 45. Jubiläum seiner Gründung gibt der OKB 1989 einen umfassenden Katalog heraus, der die künstlerische Qualität seiner Mitglieder eindrucksvoll demonstriert. Die regelmäßigen Jahresausstellungen können – trotz gelegentlicher Unstimmigkeiten mit der Gießener Politik und Verwaltung – gesichert und um eine Palette kleiner, gruppenspezifischer wie auch gemeinsamer Ausstellungen, regional und überregional, ergänzt werden. So kann sich der OKB 1992 in der renommierten „Kunststation Kleinsassen“ vorstellen. Regelmäßige Treffen, sogenannte Jour fixe, fördern den Zusammenhalt der Künstlerinnen und Künstler, ermöglichen Austausch und Diskussion. Prof. Dr. Grünewald scheut die offene Auseinandersetzung nicht, wenn es um die Freiheit der Kunst geht. Auf die 1988 von dem Berliner Künstler Ter Hell geschaffene abstrakt-expressionistische Wandmalerei im neu erbauten Gießener Arbeitsamt, reagiert die Gießener Presse mit einem herabwürdigenden und beleidigenden Artikel. Grünewald nimmt dazu öffentlich und dezidiert Stellung zu Gunsten Ter Hells, worauf sein Stellvertreter ihm öffentlich abspricht, damit die Meinung des OKB zu vertreten. Der Streit führt zum Rücktritt des stellvertretenden Vorsitzenden. Auch eine Reihe konservativ gesinnter Fördermitglieder nimmt diese Auseinandersetzung zum Anlass die Mitgliedschaft aufzukündigen. 

 

1992 übernimmt Heinz-Georg Baumgarten den Vorsitz des OKB. Er ist pensionierter Bankdirektor und seit vielen Jahren engagierter Kunstfreund, Sammler und Ausstellungsmacher. Seine erste Aufgabe besteht in der Vorbereitung der Veranstaltungen zum 50-jährigen Jubiläum im Jahr 1993. Ebenso geht Baumgarten auf die schon seit Längerem von jüngeren OKB-Mitgliedern geforderte Erneuerung OKB-Emblems aus der Gründungszeit ein. Nach langwierigen und teils hitzigen Diskussionen erhält ein Entwurf von Jan-Peter Pahlow die Zu-stimmung der Mitgliederversammlung und repräsentiert den OKB bis heute. 1992 bittet der Oberhessische Geschichtsverein den OKB um Mitwirkung bei seinem Projekt der Würdigung des Gießener Malers Heinrich Will. Nachdem Will 1933 Bezirksleiter für Oberhessen in der Reichskammer der Bildenden Künste war, wurde er 1936 aus dem Verband ausgeschlossen, da er sich weigerte, sich von seiner jüdischen Frau zu trennen. Wegen Feindsenderhörens wurde er 1943, kurz vor der Gründung des OKB, in Frankfurt hingerichtet. Seine Frau wurde deportiert und starb im Konzentrationslager. Eine Gruppe vornehmlich jüngerer OKB-Aktiver realisiert im März 1993 eine Gedenkausstellung in der Produzentengalerie Gießen.

 

Im Jubiläumsjahr 1993 feiert der OKB sein 50-jähriges Bestehen mit einer akademischen Feier im Gießener Stadtverordnetensitzungssaal. Prof. Dr. Norbert Werner vom kunsthistorischen Institut der Universität Gießen hält den Festvortrag. Jubiläumsausstellungen werden in Kloster Arnsburg, Wetzlar, Bad Nauheim und Gießen gezeigt. Ein Jubiläumskatalog erscheint und die Tradition der OKB-Feste aus den fünfziger Jahren wird wieder aufgegriffen. In der Galerie des Unteren Hardthofs in Gießen findet ein Sommerfest statt. Weitere Feste folgen 1995 und 1997, bis mangels Beteiligung der aktiven Mitglieder und des hohen Organisationsaufwands die Tradition wieder abgebrochen wird. 

 

Die Jubiläumsausstellung in der Gießener Kunsthalle zeigt überraschende Folgen. Der Leiter des Oberhessischen Museums und des Kulturamts, Dr. Friedhelm Häring, äußert in einem Schreiben an den Vorstand Kritik an der Praxis der internen Jury des OKB. Er fordert, dass sowohl ein Vertreter des Kulturamts, als auch externe Kunstsachverständige zukünftig an der Jury des OKB beteiligt sein sollten. Der OKB weist die Kritik in aller Form als Einmischung zurück.

 

1995 wird Heinz-Georg Baumgarten wiedergewählt, erkrankt aber kurz darauf schwer und stirbt schließlich im Mai 1996. Seine Stellvertreterin Anne Marie Mörler (Fördermitglied und Galeristin) führt den OKB kommissarisch weiter bis zum Februar 1997. 

 

Im September 1996 findet in Oberammergau eine Gedächtnisausstellung zum 100. Geburtstag des OKB-Mitbegründers und langjährigen Vorsitzenden Hanns Hagenauer statt. Auf Initiative des OKB gelingt es, ein Gemälde („Trauernde“) anzukaufen, das als Gründungsdokument für den OKB gilt. NS-Funktionäre sollen vom Künstler verlangt haben, die neben den trauernden Witwen stehenden Grabkreuze mit Hakenkreuzen zu versehen. Dies habe Hagenauer zum Anlass genommen über die Gründung eines unabhängigen Künstlerbundes nachzudenken. Am Erwerb beteiligten sich neben dem OKB der Oberhessische Geschichtsverein, die Stadt Gießen und die Galeristin Dietgart Wosimsky. Das Bild befindet sich im Oberhessischen Museums. 

 

1997 wird der Gießener Oberstudienrat Kurt Heyne zum Vorsitzenden gewählt. Seine erste Amtszeit ist bestimmt durch ein großes Öffentlichkeitsprojekt, für das er die Gießener Allgemeine Zeitung gewinnen kann. Kurt Heyne besucht alle 39 aktiven Künstlerinnen und Künstler in Begleitung eines Journalisten. Die meisten Artikel über die Atelierbesuche schreibt die Kunsthistorikerin Dagmar Klein, einige der Redakteur Hans-Peter Gumtz. Sie werden über einen Zeitraum von anderthalb Jahren veröffentlicht. Daraus entwickelt sich bald die Idee, die Artikelserie in Form eines Katalogs zusammenzufassen. Der Katalog erscheint 1999 unter dem Titel: 38 Porträts. Ein Künstler hat seine Präsentation im Katalog abgelehnt.
 

 

 

 

 

• Gründung des OKB (1943–1945)

• Nachkriegszeit (1945 –1950)


• Stagnation (1951 –1971)

 

• Wiederbelebungsversuche (1971 –1982)

 

• Mit neuem Schwung (1982 – 2003)

 

• Zu neuen Ufern (seit 2003)