Von 1943 bis heute
Zu neuen Ufern (seit 2003)
Nach elf Jahren der Führung durch fördernde Mitglieder entwickelt sich zunehmend der Wunsch im OKB wieder von einer Künstlerin, einem Künstler geführt zu werden. Die Wahl fällt auf Dieter Hoffmeister, der seine Kandidatur mit einem Programm verbindet. Diese Programmatik zielt darauf, jahrzehntealte „Tabus“ des OKB aufzubrechen zugunsten einer Neuverortung des OKB im regionalen Kunst- und Ausstellungsgeschehen. Er greift auch die Jury-Kritik des Gießener Museumsleiters von 1993 auf. In einem programmatischen Schreiben an die Mitglieder vom 27.01.2003 heißt es: „Die bisherige Ausstellungspraxis ist, bis auf wenige Ausnahmen, darauf gerichtet, dass sich der OKB in seiner ganzen Fülle und Vielfalt, i.d.R. mit jeweils wenigen Arbeiten präsentiert. Dies erscheint mir als durchgängiges Konzept unbefriedigend. Ich möchte eine Reform unseres Ausstellungswesens, besonders für die Standorte Kunsthalle Gießen und Stadthaus Wetzlar. Hier möchte ich die seit langem (lt. Protokoll seit 1990) schwelende Diskussion über unsere Jury-Praxis endlich zu einem Ergebnis führen. (…) soll für unsere Jahresausstellung in der Kunsthalle Gießen ein/e qualifizierte/r Kunstsachverständige/r gewonnen werden, die/der … die Ausstellung ausrichtet“ und kuratiert. Auch das Aufnahmeverfahren für neue Mitglieder wird reformiert: „ …die Bewerber werden eingeladen, ihre Person, Arbeit und künstlerisches Konzept in der Mitgliederversammlung vorzustellen und mit der MV zu diskutieren. Die bisherige Praxis, anonym anhand einiger Arbeiten zu entscheiden lässt allenfalls eine Beurteilung nach persönlichen, stilistischen Vorlieben und handwerklichen Kriterien zu, ohne authentische Angaben zu Entwicklungen, Absichten und Konzepten zu haben, wodurch wesentliche Aspekte außer Acht bleiben.“
Obwohl die Wahl Dieter Hoffmeisters zum Vorsitzenden im Februar 2003 einstimmig erfolgt, sind die internen Widerstände gegen die Umsetzung der angestrebten Ausstellungsreformen groß. Leider findet der Vorsitzende auch nicht die erhoffte Unterstützung bei dem Gießener Museums- und Kulturamtsleiter, der eine anfängliche Zusage, eine OKB-Ausstellung zu kuratieren, nach mehreren Monaten wieder zurückzieht. Nach der Erprobung verschiedener Kompromisskonzepte findet die erste kuratierte Ausstellung des OKB erst 2009 in der Kunststation Kleinsassen statt. Christian Kaufmann, Studienleiter für Bildende Kunst in der Ev. Stadtakademie Frankfurt und freier Kurator zeichnete für die Ausstellung „paarlaufen“ verantwortlich. Zu der Ausstellung gibt die Kunststation einen Katalog heraus. Damit ist der Bann gebrochen. In den Folgejahren kooperiert der OKB mit folgenden Kunsthistoriker/innen:
–Dr. Susanne Ließegang, Gießen
„Faktor: Vielfalt“, 2011 und „grün“, 2014
–Dr. Jutta Failing, Frankfurt
„Liebe! Tod! Revolution! – Georg Büchner und kein Ende“, 2012
im Rahmen der hessenweiten Veranstaltungsreihe zum 200ten Geburtstag
des Dichters und Revolutionärs
–Christian Kaufmann, Frankfurt
„Nacht“, 2015
–Elke Hieronimus, Friedberg
„schöner als beautiful“, 2016
–Dr. Anja Eichler, Wetzlar
„Mensch“, 2017
Als größter Künstlerbund der Region, insbesondere nach der Auflösung des BBK Mittelhessen 2008, erweist sich der OKB als ein konstanter und wichtiger Faktor des kulturellen Lebens (Ober-) Mittelhessens. Das Ziel der kulturellen Vernetzung, das schon Hagenauer anvisierte, wird weiterverfolgt. Unter Dieter Hoffmeister werden die Ausstellungen des OKB wieder stärker beachtet. Seit seinem Amtsantritt hat der OKB mehr als die Hälfte seiner jetzigen aktiven Mitglieder neu aufgenommen und vollzieht damit den notwendigen Generationenwechsel. Die Regelungen aus den Anfangszeiten des OKB, der ausschließliche Maßstab der künstlerischen Qualität und die Offenheit für alle Kunstrichtungen, sind dabei bewährte Richtschnur.
• Gründung des OKB (1943–1945)
• Nachkriegszeit (1945 –1950)
• Wiederbelebungsversuche (1971 –1982)
• Mit neuem Schwung (1982 – 2003)
• Zu neuen Ufern (seit 2003)